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Prof. Dr. Klöbner (we/they) und Dr. Müller-Lüdenscheid (we/they).
Ursprünglich hatten wir die Pseudonyme eingeführt, um Inhalte in den Vordergrund zu stellen und Egos draußen zu halten. Diesmal dienen die Pseudonyme zusätzlich dem Schutz unserer Gästae° vor Gewalt und beruflichen Konsequenzen.
Zu unserem heutigen Thema:
Wir haben alle die Abstimmung im Bundestag am 29.01.2025 mitbekommen. Der Jubel der AfD hat klar gezeigt: Alice Weidel ist es wieder gelungen, Friedrich Merz zu ihrer Marionette zu machen.
Was heißt das für die Bundestagswahl im Februar?
Prof. Dr. Klöbner:
Es heißt, dass die Union, also sowohl CDU also auch CSU, nicht wählbar sind. Mit Ausnahme von Antje Tillmann hat ja die gesamte Fraktion mit der Nazi-Partei abgestimmt.
Ente:
Aber ist das nicht geboten, wenn eine Abstimmung den Willen der Bevölkerung widerspiegelt?
PDK:
Nicht, wenn die Bevölkerung zuvor manipuliert wurde.
Seit Jahren heben soziale Medien sowie die großen Medienhäuser Straftaten von Ausländern hervor. Von Deutschen begangene Straftaten finden sich nur in Randnotizen oder wenn es ein besonders plastisches Verbrechen war. Über Vorteile von Zuwanderung wird praktisch gar nicht berichtet, weil das Thema zu trocken und langweilig ist. Das verzerrt das Bild. Das schürt Hass.
Über die Jahre wurde ein großer Teil der Bevölkerung dazu gebracht, Zuwanderung primär mit negativen Folgen zu verbinden. Die Mehrheit der Messerstecher heißt jedoch Michael mit Vornamen. Die Mehrheit der Menschen mit Migrationshintergrund haben eine Vollzeit-Arbeit. Sie zahlen Steuern, zahlen in die Rentenkasse, in die Krankenkasse.
Keine der am 29.01.2025 beschlossenen braunen Maßnahmen verhindert den nächsten Amoklauf oder den nächsten Femizid. Es sind dumme, populistische Phrasen, die von den eigentlichen Aufgaben ablenken.
Ente:
Du denkst also, die Mehrheit der Menschen steht nicht hinter dieser Abstimmung. Warum bestätigen dann viele Umfragen eine doch hohe Zustimmung?
PDK:
Weil die Umfragen die falschen Fragen stellen. Wenn wir ehrliche Fragen stellen würden, ergäbe sich ein ganz anderes Bild.
Ente:
Was wären deiner Meinung nach ehrliche Fragen?
PDK:
Soll die Politik wirksame Konzepte erarbeiten, um Gewalttaten zu verhindern, oder hohle Phrasen dreschen?
Wirksame Konzepte ziehen aber deutlich höhere Kosten nach sich, als ein Antrag voller hohler Phrasen, die nicht mit EU-Recht vereinbar sind, gar nicht umgesetzt werden können und folglich nie wirklich finanziert werden müssen.
Wirksame Konzepte brauchen Anlaufstellen, Meldeverfahren, Präventions-Teams. Das ist Arbeit, für die es – auch aufgrund der Schuldenbremse – kein Budget gibt.
Ente:
Woher kommt deine Wut, über diese gemeinsame Abstimmung von AfD, Union und FDP?
PDK:
Mich macht wütend, dass alle, die für diesen Beschluss gestimmt haben, die eigene Macht und die eigene Karriere, vor das Wohl der Menschen im Land stellen.
Dieser bewusste Bruch mit Anstand und Ethik, dieser bewusste Wortbruch eines Kanzlerkandidaten, dient einzig und allein dazu, dass der nun braune Fritz sich im Februar auch mit den Stimmen der AfD zum Kanzler krönen lassen kann. Wobei er da wohl die Rechnung ohne die diversen Asse macht, die die AfD meiner Ansicht nach bereits im Ärmel hat.
Es macht mich wütend, dass ein machthungriger Lobbyist sich zur Marionette von Alice Weidel macht, um sein privates Ziel zu erreichen.
Es macht mich wütend, dass sich in der ganzen Unionsfraktion nur ein Mensch mit Gewissen befindet, der diesen Zirkus nicht unterstützt hat.
Es macht mich wütend, dass es immer noch Unions-Wähla° gibt, die fahrlässig darauf vertrauen, der braune Fritz würde nach der Wahl auch nur einen Gedanken darauf verwenden, ihre Probleme zu lösen.
Der braune Fritz hat keine Vision für Deutschland, keine Vision für Europa und keine Vision für die Menschen. Der Mann will Kanzler werden. Dafür hat er sich jetzt die Stimmen der Nazis gesichert. Glaubt er jedenfalls.
Ente:
Auf die Asse im Ärmel der AfD will ich gleich noch eingehen. Zuerst aber die Frage an dich, Dr. Müller-Lüdenscheid. Wie siehst du die Abstimmung vom 29.01.2025?
Dr. Müller-Lüdenscheid:
Ähnlich tragisch. Der braune Fritz – den Namen übernehme ich jetzt mit tiefster Verachtung – und seine Propaganda-Maschine Linnemann haben die gesamte Union unwählbar gemacht.
Mich überrascht das aber nicht.
Über Jahrzehnte wurden in der Union Positionen nicht nach Kompetenz besetzt, sondern nach persönlichen Kontakten. Das rächt sich. Meist zahlen die Bürga° den Preis dafür. Marode Infrastruktur, wohin man blickt. Einstürzende Brücken. Unzumutbare Öffis. Eine Deutsche Bahn, die nur durch die Opferbereitschaft von Mitarbeitenden und Fahrgästaen° am Leben gehalten wird.
Manchmal rächt sich dieser Filz aber auch an den Unions-Mitgliedan° selbst. Zu selten, aber manchmal halt doch, müssen die selbst den Preis zahlen. Da denke ich jetzt an die Unions-Politika°, die im Zuge von diversen Masken-Affären verurteilt und teilweise auch in Haft genommen wurden. Da denke ich an diese in ihrer Peinlichkeit kaum zu überbietende Aktion, in der Unions-Politika° sich selbst schriftlich und höchst formell zu Ehrenmännern erklärt haben.
Mir ist in meinem Leben noch kein Ehrenmann begegnet, der es nötig hatte, mir dies schriftlich zu versichern.
Mich überrascht die gemeinsame Abstimmung mit den Nazis also nicht.
Umso mehr widert sie mich an.
Angedeutet hat sich dieses Ranwanzen an diese Partei des Hasses – wenn ich kurz Michel Friedman zitieren darf – schon länger.
Besonders deutlich war es am 27. Januar 2025. Der braune Fritz hat seine Teilnahme an den Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz abgesagt, weil er den Bau neuer KZ geplant hat. Statt Konzentrationslager heißen die jetzt Kontrollzentren und weil die gleichbleibende Abkürzung KZ nicht überall gut ankam, werden sie mitunter auch als Abschiebezentren, also wohl AZ, bezeichnet. Die Verachtung für Menschen, die Entmenschlichung, bleibt aber bei allen Begriffen erhalten.
Zugegeben, das war jetzt überspitzt formuliert. Der braune Fritz saß am 27. Januar 2025 vermutlich nicht bei Architekten, um Baupläne zu besprechen, sondern betrieb Wahlkampf, um seine Kanzlerschaft voranzutreiben. Einen Wahlkampf, in dem die Lagerpläne aber seit Jahren beständig eine Rolle spielen. Quelle: siehe unten Q1
Ente:
Was macht dieses Ranwanzen des Kanzlerkandidaten an Nazis mit der Union? Mit den Parteien CDU und CSU?
DML:
Es zeigt vor allem die Ignoranz der Parteimitglieda° und der Wähla°.
Dieses einfältige Glauben von populistischen Versprechen. Das Hinnehmen, dass alle vertröstet werden, sobald es um konkrete Fragen geht.
Wie sollen Handwerk, Landwirtschaft und Mittelstand gefördert werden?
Wie wollen wir unsere Infrastruktur wieder fit bekommen?
Wie sieht allein die Rentenreform aus? An die Lebenserwartung koppeln? Was heißt das? Eine Rente mit 70 werde es mit ihm nicht geben, hat der braune Fritz vor kurzem noch lautstark verkündet. Jetzt sehen wir, was sein Wort wert ist. Und was heißt “nicht mit 70” überhaupt? Ab 65 ja auf keinen Fall. Ab 75? Ab 80? Die Lebenserwartung liegt aktuell bei 78 Jahren für Männer und 83 Jahren für Frauen. Hier wird mit dem Leben von zwei Generationen gespielt, als wären wir in einer Monopoly-Simulation. Quelle: siehe unten Q2
Wie kann jemand ernsthaft glauben, der braune Fritz hätte nach der Wahl Antworten auf diese Fragen, wenn er sich vor der Wahl hinter Floskeln und unfinanzierten Worthülsen versteckt?
Es ist die gleiche Einfältigkeit, die vor 90 Jahren Hitler an die Macht gebracht hat.
Ente:
Willst du damit sagen, Merz wäre ein neuer Hitler?
DML:
Keineswegs. Der braune Fritz erinnert mich sehr deutlich an Franz von Papen. Ein von sich selbst überzeugter Mensch, der die politische Lage völlig falsch eingeschätzt hat, seine eigene Macht weit überschätzt und den Einfluss Hitlers dramatisch unterschätzt hat. Quelle: siehe unten Q3
Wie Papen vor 90 Jahren wähnt sich der braune Fritz – und er hat sich gestern ja mit Genuß und Freude in den braunen Morast gesetzt – wähnt sich der braune Fritz also in der besseren Position. Er sieht nur, was er sehen will. Die CDU führt in den Umfragen mit 8% vor der AfD. Er ist blind dafür, dass die AfD sich seit Jahren auf dieses Szenario vorbereitet und vermutlich einen ganzen Sack schmutziger Tricks parat hat.
Das einzig Nützliche an dieser Abstimmung ist vielleicht, dass die Menschen im Land jetzt ganz genau sehen, wer sich zu den Nazis ins Nest setzt. CDU, CSU, FDP und – etwas vorsichtiger, nur mit dem einen Fuß der Enthaltung – das BSW.
Wer im Februar eine dieser Parteien wählt, befördert damit Alice Weidel als Kanzlerin.
Da würde der braune Fritz heute vermutlich widersprechen. Wir dürfen aber doch davon ausgehen, dass es innerhalb der AfD eine Akte Merz gibt. Eine Akte mit all den Themen, um die der braune Fritz sich seit Jahren drückt. Cum-Ex-Geschäfte, um nur ein Thema zu nennen. Da wurden viele Fragen gestellt und totgeschwiegen.
Es besteht in meinen Augen eine nicht geringe Wahrscheinlichkeit, dass der braune Fritz hinter den verschlossenen Türen einer Koalitionsverhandlung gefragt werden wird, wer bessere Kontakte zu Nius, Bild, Welt und FAZ hat. Wer die Nachrichtenlage kontrolliert. Mein Blick auf die Medienlandschaft sieht diese Kontrolle eher bei Weidel als Merz. Ganz zu schweigen davon, dass der braune Fritz eine deutlich attraktivere Fallhöhe hat.
Es soll also bitte keiner sagen, er wäre verwundert, wenn der braune Fritz sich am Ende mit dem Amt eines Atom-Ministers zufriedengibt und seiner Partei den Gehorsam gegenüber einer Kanzlerin Weidel auferlegt.
Ente:
PDK, du nickst zustimmend?
PDK:
Ja. Das ist genau das Szenario, das ich meinte, als ich vorhin von Assen im Ärmel der AfD sprach. Der braune Fritz freut sich, dass bisher niemand über die Leichen in seinem Keller geschrieben hat, vermutlich ohne auch nur ahnen, dass seine neuen Freunde nur auf den passenden Zeitpunkt warten.
Ente:
Offen gesagt fühle ich mich jetzt noch deutlich schlechter, als zu Beginn des Gespräches. Wie wahrscheinlich ist dieses Szenario?
DML:
Wie wahrscheinlich ist es, dass der braune Fritz ein Ehrenmann ist, der mit nichts erpresst werden kann?
Wir sollten uns aber von dieser trüben Aussicht nicht verrückt machen lassen. Im Moment ist das eine reine Vermutung einiger weniger Menschen, die sich mit politischen Abläufen der letzten hundert Jahre beschäftigen.
Das sind aber nicht die einzigen Bedenken, die gegen eine Wahl der Unionsparteien sprechen. Selbst wenn es dem braunen Fritz gelingt, seinen Traum war zu machen und zum Kanzler gewählt zu werden, sehe ich nicht, wie das Deutschland, Europa und den Menschen helfen würde.
PDK:
Der braune Fritz hat gezeigt, dass sein einziger Antrieb der ich-bezogene Traum von der Kanzlerschaft ist und dass er dafür über Leichen geht. Er verspricht allen alles, was sie hören wollen, nur um dann hinterher den Grünen die Schuld für seine gebrochenen Versprechen in die Schuhe zu schieben. Er hat – momentan noch – große Teile der Presse hinter sich, Blackrock, reiche Erben und hunderte von Steigbügelhaltern. Aber außer Propaganda sehe ich da nichts.
DML:
Der braune Fritz hat bewiesen, dass sein Wort nichts wert ist und dass er kein Konzept für die Zukunft des Landes hat. Kein Konzept für günstigen Strom, kein Konzept für bezahlbaren Wohnraum, kein Konzept für sichere Renten, kein Konzept fürs Handwerk, kein Konzept für den Mittelstand, kein Konzept für die Landwirtschaft.
Nur Hass, Hetze und hohle Phrasen ohne Perspektiven und Finanzierung.
PDK:
Wenn die Union sich von den Nazis, von den gesichert Rechtsextremen abgrenzen will, dann kann sie nur eines tun: Sie muss den braunen Fritz loswerden. Nicht nur als Kanzlerkandidat, nicht nur als Parteivorsitzenden, sondern auch als Parteimitglied.
DML:
Mit dem braunen Fritz an Bord ist die Union nicht wählbar.
Ente:
Nachdem wir nun sehr dunkle Perspektiven in den Raum gestellt haben und weil es ja leider unwahrscheinlich ist, dass wir damit einen nennenswerten Teil der Unions-Wähla° erreichen, möchte ich zum Abschluss darüber sprechen, was alle Wähla°, alle Bürga°, alle Menschen im Land machen können, unabhängig davon, wer Kanzler wird.
PDK:
Wir brauchen Räume, in denen wir über Inhalte sprechen können. Inhaltlich liegen 80% der Menschen näher beisammen, als es den Anschein hat.
DML:
Seit Social-Media jeden erreicht, dominieren Gespräche über Ängste. Das bringt eine Gesellschaft nicht weiter. Angst bringt Klicks und Engagement und eignet sich ganz wunderbar, um Werbung zu verkaufen.
Wenn wir Deutschland bessermachen wollen, größer gedacht Europa, überschaubarer gedacht unser eigenes Leben, dann müssen wir zuallererst über unsere Wünsche, Träume und Sehnsüchte sprechen.
Ente:
Ein Thema, dass sich Merz ja ganz ausdrücklich verbietet.
PDK:
Der braune Fritz denkt wohl an den alten Spruch: teile und herrsche. Wenn ein Volk untereinander streitet, ist es leichter zu manipulieren.
Aber ganz ernsthaft. Wir sollten endlich wieder nach Gemeinsamkeiten suchen. Davon gibt es mehr, als alle denken. Am Ende wollen wir doch einfach nur glücklich und gesund leben. Wir wollen, dass es unseren Kindern und Enkeln gut geht. Wir wollen gute Jobs mit möglichst viel Freizeit und dem nötigen Verdienst, um die Freizeit auch genießen zu können.
Wir wollen unsere Großeltern, Eltern oder auch uns selbst, im Alter gut versorgt wissen. Für ein Land wie Deutschland, einen Kontinent wie Europa, sind das doch machbare Ziele. Für viele Deutsche ist das ja sogar bereits Realität.
Wir sollten über Wege sprechen, wie wir Wohlstand für alle fördern.
Es gibt genügend Superreiche, die bereit sind, höhere Steuern zu zahlen. Es gibt genügend schlaue Köpfe, die über Innovation und Disruption zu einem neuen Wirtschaftsaufschwung beitragen können.
Das braucht aber Menschen, die miteinander reden, die sich gegenseitig zuhören und unterstützen. Es braucht keine Kolumpen – konservativen Luftpumpen – die kontinuierlich Streit und Zwietracht sähen.
DML:
Wir werden in veralteten Branchen Arbeitsplätze verlieren, ganz egal, wer Kanzler wird. Deutschland ist zwar ein international bedeutender Wirtschaftsstandort, aber die Welt ist nicht von uns abhängig. Wir müssen mit der Zeit gehen und neue, gerecht bezahlte Arbeitsplätze schaffen.
Statt Angst vor dem Verlust von Arbeitsplätzen zu schüren, brauchen die Menschen die Garantie, dass ihnen ein starker Staat in diesem Wandel beisteht. Wer jahrelang in die Sozialsysteme eingezahlt hat, darf nicht auf sich allein gestellt oder in Bürokratie ertränkt werden.
Eine starke Wirtschaft braucht eine starke Gesellschaft.
Und eine starke Gesellschaft braucht eine starke Wirtschaft.
Statt diese beiden Bereiche gegeneinander auszuspielen, brauchen wir Brücken. Starke Partnerschaften kosten am Ende deutlich weniger Kraft als starke Feindschaften.
Ente:
Danke, dass ihr eure Gedanken mit uns geteilt habt.
Für unsere Lesa° noch der Hinweis: Die Bürga°Lobby bietet einige Lobby-Clubs an, z.B. für günstigen Strom aus erneuerbaren Energien. Wer da mitreden möchte, eigene Erfahrungen teilen kann, der ist herzlich willkommen. Zu finden sind die Lobby-Clubs und weitere Projekte der Bürga°Lobby auf *y* (sprich WHY, ausgeschrieben meinland.eu).
Quellennachweise, bereitgestellt von *y*FragBob
Q1: CDU fordert Kontrollzentren an deutschen Grenzen; Das Erste am Morgen, 25.10.2023
Q2: CDU will Renteneintrittsalter an Lebenserwartung koppeln; Mainpost.de, 23.11.2023
Q3: Wikipedia Eintrag zu Franz von Papen