Logo ruTi | runde Tische | Prognosen

runder Tisch AuDHS
Beitrag von ente.becken.gelb
Beitrag-ID dac.ruti.69f48.ke2nc.3h

Superkraft und gleichzeitig super anstrengend.

Viele Teile meines Jobs machen mir großen Spaß. Das ist dann gar nicht wie arbeiten, sondern eher so, als würde ich Geld dafür bekommen, mein Hobby zu betreiben. Andere zahlen jedes Jahr Tausende von Euro, um in ihrer Freizeit Spaß und Erfüllung zu erleben. Ich bekomme dafür Geld und habe dann zusätzlich noch offizielle Freizeit obendrauf.

Ein Traum, für den ich unendlich dankbar bin.

Aber dann sind da die monatlichen Meetings mit anderen Abteilungen. Präsentationen. Sprechen vor mindestens fünf, manchmal 20 praktisch Fremden. Trotz super aufwendiger Vorbereitung, auch nach drei Coachings und einem halben Jahr Mentoring ist das eine Qual, die ich gar nicht in Worte packen kann.

Allein die negative Stimmung. Diese geheuchelte Freundlichkeit, das falsche Lächeln, während jeder nur darauf wartet, einen fiesen Kommentar loszulassen.

Dann bekomme ich nur die Hälfte mit, weil all das Flüstern und Witzeln und Papierrascheln in meinem Kopf eins wird, mit dem jeweiligen Vortrag.

Stundenlang wird um den heißen Brei geredet, statt einfach zu sagen, was gemacht werden soll. Statistiken werden interpretiert, dass ich eine Gänsehaut bekomme. Kundenwünsche, die zwischen den Zeilen geradezu mit dem Zaunpfahl winken, werden ignoriert, weil sie ja nicht konkret ausgesprochen wurden.

Wenn ich etwas sage, werde ich grundsätzlich missverstanden und stehe da, als hätte ich keine Ahnung, keine Vorbereitung und keine Lust.

Letzteres stimmt ja sogar.

In den Tagen vor und nach den Meetings krieche ich emotional auf dem Zahnfleisch. Meine Rettung ist eine ältere Kollegin, die mir dann all meine Erfolge aufzählt – die ich in dieser Stimmung selbst gar nicht mehr sehen kann – mich umarmt, sich meine Rants anhört und mir sogar einen Tröste-Cupcake backt.

Button: mitreden