ruTi | runde Tische
Inhalt statt Ego
morgenjournal.eu/ruTi

Du empfindest dein AuDHS als super anstrengend? Das verstehen wir gut.
Vielleicht magst du teilen, was du brauchst, was du dir wünscht, um mit deinem AuDHS ein glückliches Leben zu führen?
Du spürst dein AuDHS als Superkraft? Das finden wir großartig. Und freuen uns mit dir. Vielleicht magst du ein paar deiner Erfolgsgeschichten teilen.
Zusätzlich interessieren uns alle Tipps, Tricks und Routinen, die dir helfen; Selbsthilfegruppen, Bücher und frei zugängliche Videos, die dich weiter gebracht haben.



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Superkraft und gleichzeitig super anstrengend.
Viele Teile meines Jobs machen mir großen Spaß. Das ist dann gar nicht wie arbeiten, sondern eher so, als würde ich Geld dafür bekommen, mein Hobby zu betreiben. Andere zahlen jedes Jahr Tausende von Euro, um in ihrer Freizeit Spaß und Erfüllung zu erleben. Ich bekomme dafür Geld und habe dann zusätzlich noch offizielle Freizeit obendrauf.
Ein Traum, für den ich unendlich dankbar bin.
Aber dann sind da die monatlichen Meetings mit anderen Abteilungen. Präsentationen. Sprechen vor mindestens fünf, manchmal 20 praktisch Fremden. Trotz super aufwendiger Vorbereitung, auch nach drei Coachings und einem halben Jahr Mentoring ist das eine Qual, die ich gar nicht in Worte packen kann.
Allein die negative Stimmung. Diese geheuchelte Freundlichkeit, das falsche Lächeln, während jeder nur darauf wartet, einen fiesen Kommentar loszulassen.
Dann bekomme ich nur die Hälfte mit, weil all das Flüstern und Witzeln und Papierrascheln in meinem Kopf eins wird, mit dem jeweiligen Vortrag.
Stundenlang wird um den heißen Brei geredet, statt einfach zu sagen, was gemacht werden soll. Statistiken werden interpretiert, dass ich eine Gänsehaut bekomme. Kundenwünsche, die zwischen den Zeilen geradezu mit dem Zaunpfahl winken, werden ignoriert, weil sie ja nicht konkret ausgesprochen wurden.
Wenn ich etwas sage, werde ich grundsätzlich missverstanden und stehe da, als hätte ich keine Ahnung, keine Vorbereitung und keine Lust.
Letzteres stimmt ja sogar.
In den Tagen vor und nach den Meetings krieche ich emotional auf dem Zahnfleisch. Meine Rettung ist eine ältere Kollegin, die mir dann all meine Erfolge aufzählt – die ich in dieser Stimmung selbst gar nicht mehr sehen kann – mich umarmt, sich meine Rants anhört und mir sogar einen Tröste-Cupcake backt.